Ein Gespenst geht um in Europa

aber keine Angst, es ist nicht das des Kommunismus, der sich schon in seinem Anfangsstadium, dem real existierenden Sozialismus, als tatsächlich gespenstisch, aber als nicht besonders ansteckend erwiesen hat.

Nein, diesmal hat die umgehende Angst Angst vor einem Virus, dessen Wirkung wohl nicht so gespenstisch ist wie die Tatsache, dass Wissenschaftler längst gemeint hatten, die Welt müsse auf dergleichen gefasst und vorbereitet sein, wenngleich sich die Zahlen seiner Opfer, verglichen mit den Opferzahlen einer gewöhnlich grassierenden Grippe oder Influenza oder der jährlichen Selbstmordrate eher bescheiden ausmachen; aber nichts davon geht weltweit um (wobei Selbstmord eine gewisse Ausnahme bildet).

Die vom CoronaVirus ausgehende tödliche Gefahr grassiert jedoch weltweit, und das ist der Grund, warum sich mit ihm die Angst auch in Deutschland verbreitet, hier wie überall in Europa, und vorsorglich Versammlungsverbote verhängt und Schließung von Geschäften, Betrieben, Behörden erforderlich wurde: um Ansteckung vorzubeugen.

Das Pandemische, vielleicht besser gesagt das Pandämonische, und nur das macht verständlich, weswegen in Anbetracht der Opferzahlen eine Sperre der deutschen Autobahnen nie zu befürcheten war und nicht zu befürchten ist oder zumindest vorerst das Verhalten auf diesen nicht stärker reglementiert wird: weil die tödliche Gefahr auf deutschen Autobahnen regionales ist und auf andere Autobahnen der Welt nicht frei übergreifen kann (dagegen ist dort vorgesorgt). Das scheint die Logig, wobei man durchaus darüber streiten kann, ob das Verhalten auf deutschen Autobahnen nicht doch ansteckend ist; und nun bekommen diese Verhältnisse, wie der Teufel in der Not Fliegen frisst, den drive vernünftig zu sein: Drängeln ist notgedrungen, berechtigter wie (nicht als) vorher, 1,50 Meter Sicherheitsabstand zum Schutz für sich und andere, was längst Brauch und Folklore ist, auf die Pellen und Gänsehäute der Massen von dämlichen lahmen Bummlern auf der Elitespur müsste es doch längst auch schon gegangen sein, was en vogue war, ist jetzt absolut up to date: ZUHAUSE #MITEINANDERSTARK und/oder/besser fuck »#WIRBLEIBENZUHAUSE» Arschloch #runter da.

Wann könnten die SUV der deutschen Autoindustrie mit oft mehr PS als Panzer im 2. Weltkrieg (»Panzer1» 150 PS, »Panzer III 300 PS, Sherman 350 PS, T 34 500 PS, »Tiger» 650 PS, »Panther» 700 PS, der Porsche-Panzer »Maus» mit 1080 PS nun das Maß der Oberklasse), wann könnten die Panzer-Symbole sich nützlich machen, wenn nicht jetzt, wo unnötiger Aufenthalt sich verbietet, Gefahr im Verzug, die Gefahrenzone so schnell wie (nicht als) möglich zu verlassen und zu durchqueren ist? Schneller als das Virus.

Nun ja, das fordert Opfer von uns allen.

Menschen, in der Furcht vor CoronaViren, solidarisch auch die strengsten Regeln einzuhalten sich vornehmend, in Gedanken an das Risiko für sich und andere, aber wie sich noch mehr in Acht nehmen, eine Schutzmaske woher? und was sagt die KlopapierApp? – unkonzentriert, könnten dann auf der Autobahn umkommen, unerwartet – oder jemanden umbringen. Das wäre wirklich tragisch und nicht amusing.

Viel, viel zu wenig realisiert worden ist bis jetzt, was uns dieses Virus aufgezwungen hat, und das zu realisieren ist freilich weder reizvoll noch erwünscht. Es handelt sich um die wirklich gruseligste aller Gefahren, nämlich die des vorzeitigen Alterns durch Verlust teurer ScheinRealität und Zugehörigkeit zur WerthalterNomenklatura und UmweltKommandantur rechtslinksundMitte und dagegen noch leicher und schneller vonstatten gehen könnte, als deren Anschaffung es war, es droht Absturz in die real existierende gnadenlose Rentner-, Spätrenter- bzw. AltersrentnerWirklichkeit in der Ära vor der Grundrente: Angst, Unsicherheit, Verarmung, Hilflosigkeit, Isolation, Vereinsamung, Intensivstation vor Augen und qualvollen Tod. Jeder Lebensplan und noch so anspruchsvolle Freiheitsgedanke von heute auf morgen mit allem Drum und Dran geht unter und zwar volksmassenhaft und schneller als der jähe Reichtum gewisser Einwanderer.

Eine Lebenssituation, eine Wirklichkeit, die, wie man jetzt staunend hört, die größte Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg darstellt.

Da brauch man sich keine Illusionen mehr machen.

Das Virus, zwar ein Vorbild in Datenschutz, lässt sich, anders als Hass und Hetze, nicht kommandieren, nicht verbieten, verdrängen, auch wenn man selber befallen ist, das ist das Beunruhigende.
Positiv: für gelernte DDR-Bürger gibts trotz alledem immerhin ein ostalgisches deja vu. Dieser, auch der Wut-Bürger, fühlt sich einmal wieder wie im MosFilm (wo es das nicht gab), wenn es eine ostalgische KlopapierVerknappung und sowieso nüscht zu koofen jibbt, und nur noch ein Thema in Radio und Fernsehn und Spüche und Losungen und Welt- und Menschheitsretter, Philosophen, Funktionäre, täglich neueste Ideen von überall, es dennoch keine Hoffnung gibt, dass dieser Sozialismus (obwohl dieser eine Superlative gegen einstmals realer existierenden ist) siegen wird, man weiß ja, was es mit der Solidarität auf sich hat, haha, und wenn den Gerüchten jener Gehalt von Wahrheit und Wirklichkeit schon darum zuzutrauen ist, weil er den offiziellen Verlautbarungen aus politisch-ideologischen Gründen fehlt. Das konnte und kann er dann erst, der Ostler, wie man so schön sagt, nachvollziehen.

Kurz, wenn alles so ist wie immer, nicht wie es sein soll, da kennt er sich aus. Hoffen wir, dass er nicht in Verdacht gerät, die Ursache zu sein, aus dem Trauma unweigerlich das Hamstern begonnen und Anschub gegeben zu haben.

Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit, das ist ihm doch vertrautes Terrain.

Das Virus hat inzwischen auch viel Gutes bewirkt und Plagen erträglich gemacht, Genuss ist möglich. Es zeigt sich jedoch, dass es spezielle Plagen gibt, gegen die selbst Corona nichts ausrichten kann.

Aber wenn die Übung vorbei ist, oder seien wir gnädig und nennen sie Ernstfall, dann, Kinder, wirds was geben – wie ´89 die Übung.

Garantiert.

Wenn Johnson Humor hätte, würde er sagen:

MIr ist schleierhaft, weshalb US-Präsident Trump Großbritannien im Falle eines harten Brexit die Versorgung mit Medikamenten, Lebensmitteln, Rosinen, Schokolade und Care-Paketen per See- oder besser noch Luftbrücke zu gewährleisten verspricht, wenn im Fall eines fluchtartigen Velassens Großbritanniens der Europäischen Union das von der britischen Opposition und der halben Bevölkerung Britanniens befürchtete ganz wie durch russische Blockade plötzliche und unweigerlich wirksame Abgeschnittensein vom Lebensnotwendigsten tatsächlich die Folge wäre.

Autonomes Fahren

Einige Politiker scheinen überzeugt, Kompetenzen ließen sich erobern, indem man die Grenzen derer überschreitet, die man nicht hat.
Das muss man können.

Als ein Doktortitel an einem Politiker noch chic war und Kompetenz a priori bedeutete, war das Hauptproblem, wenn man einen haben wollte, die Doktorarbeit.
Machmal war die eigene Nachfrage eines, der sich als  Hoffnungsträger fühlte, so stark, dass ihm ein unbändiger Drang zur Kompetenz den Weg zu suchen und zu gehen und sich selbst zu überschreiten, über sich hinaus zu wachsen verhieß und nach solchem Aufwand den Titel ohne übermäßig viel Arbeit zu erobern.
Wie Rumpelstielzchen spann man Stroh zu Gold.

Es war ein Risiko.

Diese Zeiten scheinen vorbei, jetzt gehts auch ohne Doktor und Doktorarbeit, und man kann nicht mehr erwischt werden.
Auf diese moderne Art hat sich kürzlich Spahn geradezu beispielhaft zu einem mit Abstand führenden Onkologen gemausert, nachdem er seine Kompetenz als führender Sozialpolitiker versuchsweise schon bewiesen hatte: alles in bester Ordnung, mehr ist immer besser, sollen sie Kuchen essen, und Spahn hat den Kuchen mitgebracht.

Er kann dem Schicksal dankbar sein, dass er nicht Hartzvierer, sondern Gesundheitsminister wurde. Aber das ist vielleicht kein Zufall.
Die Sache mit dem Krebs ist allerdings noch nicht ausgestanden, das Schicksal agiert bis jetzt noch ohne Ansehn der Person.

In beiden Fällen ist es Spahn erspart geblieben, zu praktizieren, was Voraussetzung ist für Kompetenz auf den Spezialgebieten, die man der Inkompetenz erobert.
Immerhin hat Spahn einen Ministerposten.
Welche Kompetenzen er mit dieser Eroberung überschritten hat, ist unklar. Möglicherweise hat jemand anderes Spahns Inkompetenz unterschätzt, und dieser konnte dann die Eroberung machen.

Nun hört man, Macron habe gesagt, er sei auch eine Gelbweste. Er trägt nur keine.

Seltsam all das. Beinahe unheimlich. Was soll es uns sagen? Sollte uns das irgendwie etwas bedeuten?
Ja, aber so leicht kann man (noch) nicht drauf kommen: künstliche Intelligenz. Das ist genau ihre Art, Kompetenzen zu erobern.

P.S.: Soeben wurde das nächste Diskussionsthema bei Maybritt Illner bekannt gegeben: »Was sind uns die Alten wert?«
Eine Frage, wie sie so nur die künstliche Intelligenz gestellt haben kann.

 

Beitrag 361

Altmaier zieht die Lederjacke an

Endlich, endlich! Ein deutscher Wirtschaftsminister hat eine den Realitäten und unbequemen Wirklichkeiten entsprechende, konsequente Strategie für die deutsche Wirtschaft entworfen – inklusive Protektionismus.
In ausgewählten Fällen, sagt er, wenn es sein muss.

Das ist, der Kenner wirds gleich erkannt haben, »German first«, ein bisschen, in ausgewählten Fällen, womöglich auch »EU first«.
Eine Revolution ist das, nicht mehr, nicht weniger, viel zu spät und doch zu früh, eine Strategie der Nach-Merkel-Ära ist das schon, in der Not des Zuspätkommens frei von Ideologie.

Ob Rumänien nun etwa als das Silicon Dracutal dabei sein wird, wird sich zeigen, Frankreich als hochindustrialisiertes Land ist schon dabei.
Für jedes Mitgliedsland der EU wird es mit dieser Zeitenwende konkret, warum es gut und wichtig ist, dieser Gemeinschaft anzugehören.

Wäre ein solcher Wirtschaftsminister mit dem Realitätssinn eines Trump vor ein paar Jahren schon im Amt gewesen, der Brexit wäre nun nicht Realität, sondern kein Thema.

Beitrag 360

Sitting Bullshit

Der Shutdown ist beendet, die einen darbten, den egalisierten deutschen Medien brachte er reelles Futter und Care, so ist die Welt.
Gott und Trump sei Dank kommt aber immer wieder aus Amerika was herüber, das von der Erdscheibe Abgegessenes ersetzt – man hätte sonst kaum etwas als das aus der Hand, die einen füttert, und ganz von selbstgefälligem Opportunismus kann man auch nicht leben, es ist eine Schande.

Was aus Amerika kommt, kommt allerdings selten oder gar nicht aus den Indianer-Reservaten.
Während des Shutdowns aber drang aus diesen Reservaten via Deutschlandfunk in einfachen Bericht verpackt mal was durch, das geeignet schien, beim deutschen Verbrauchertum Empörung zu wirken, denn die allgemeine Empörung über Trump mit dem Shutdown zu pflegen und zu erhalten ist gar nicht zu vermeiden gewesen, unerlässlich für die Kompensation aller Eventualitäten nach Blick ins eigene Kontor hinter Balken und Brett hervor.
Neben anderen wichtigen Empörungen hat die über Trump alles, um andere Schmerzen leichthin überdeckend chronisch, ja, resistent zu werden und über den eigenen Schatten jenen Schatten zu werfen, den man selbst nicht mehr überspringen muss und könnte.
Die Empörung der Germans, der Phantomschmerz in ihrer amputierten Überlegenheit muss immer neue Nahrung bekommen, und so fühlte der Deutschlandfunk als führendes Medium die Pflicht, sie diesmal wie auf Butterfahrt ins Blaue medial über den Dorfteich direkt hinunter zu den am Shutdown-Syndrom Leidenden in die amerikanischen Reservate zu führen.

Wer da aber ohne Emotion und Empörung über Trump und Shutdown dabei war, der erfuhr Erstaunliches und Relevantes – dank dem Shutdown (manches hat doch noch sein Gutes, obwohl die Dualität schon kopflos vor der Alternativlosigkeit geflohen scheint).
Man bekam also zu hören, dass der amerikanische Staat die Indianer-Reservate, so sei es vertraglich festgelegt, mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen habe und zwar ausschließlich mittels staatseigener Lastwagen.

Einem Bericht, wonach wegen des Shutdowns (wegen Trump) auch die Versorgung der Indianer-Reservate ausgesetzt sei, da die staatlichen Lastwagen, mit denen sie erfolgen müsse, nun stillstehen, diesen Bericht anzunehmen und zu bringen konnte der Deutschlandfunk offenbar nicht widerstehen.
Indianer ohne Versorgung wegen des Shutdown – diese neuerliche abscheuliche Folge von Trumps Politik, dieses Ding konnte der Deutschlandfunk offenbar keine Stunde für Recherche zurückhalten.
Trump, die Wespe, an der die Früchte nagen, hat den aktuellen Shutdown zwar ausgelöst und am längsten durchgehalten – erfunden hat er ihn nicht (der erste datiert 1976 unter Präsident Gerald Ford, Demokrat), und dass er oder irgendeiner der US-Prädidenten, die je einen Shutdown auslösten, einschließlich Obama, die Nichterfüllung von Versorgungs-Verträgen mit den Reservat-Indianern in bedeutenderem Umfang dadurch verursacht haben, das geht – um es vorweg zu sagen – auf eine deutsche Erfindung Trumps zurück: den fake news.

Die deutschen Verbraucher, an fake news bei Trump inzwischen gewöhnt, sind in all dem »Brexit-Chaos« nach der »Winter-Katastrophe« momentan natürlich dankbar für jedes bisschen heiße Luft, aus welchem Fön auch immer, und bei dem, was sie bei Laune hält, nicht wählerisch.
Wer sich allerdings die Mühe machte, die Verträge der US-Regierung mit den Indianern zu suchen, für den wurde es auf Wikipedia höchstens lauwarm:

»In Kanada übertrugen formal zahlreiche Stämme dem Königreich England per Vertrag ihre einstigen Ländereien (vor allem zwischen 1867 und 1923). Stattdessen erhielten sie viel kleinere, handelbare Grundstücke. Ebenfalls im Vertrag festgeschrieben war die Höhe der Essensrationen, welche die Indianer als Ausgleich auf ewige Zeiten erhalten sollten, und die finanzielle Entschädigung, die etwa bei zwölf Dollar pro Person lag. Häuptlinge erhalten zusätzlich pro Jahr ca. 25 Dollar. Zusätzlich verpflichtete sich die kanadische Regierung, für Bildung und Gesundheitsversorgung der Reservatsindianer zu sorgen. Fisch- und Jagdrechte wurden ihnen teilweise weiterhin gewährt. Es gab viele verschiedene Verträge mit sehr unterschiedlichen Bedingungen und manche Gruppen argumentieren heute, die Seite der Ureinwohner sei nicht zum Abschluss dieser Verträge legitimiert gewesen.« (weil Land für Indianer Gottes eigenes ist und darum keine Handelsware sein kann).

In Kanada also, und was man da liest, wirkt vergleichsweise erstaunlich sozialdemokratisch links.
Alles intensive Weitersuchen nach in den USA vom Staat in ähnlicher Weise versorgten Reservaten blieben ergebnislos.
Auf der kalten Spur wurde es aber doch noch heiß:

»Autoren beschreiben die Reservate zu ihren Anfangszeiten als Gefangenenlager, welche die Indianer nur mit Erlaubnis verlassen durften. Das eingeschränkte Reservatsleben machte den Indianern ihre Selbstversorgungswirtschaft unmöglich. Sie waren abhängig von Lebensmittelrationen, die von den Regierungsvertretern als Druckmittel verwendet wurden. Zeigten sich einzelne Indianer widerständig, wurde ihnen die Lebensmittelration vorenthalten, so dass den Indianern nichts anderes übrig blieb, als sich zu fügen.« (Wikipedia)

Das lesend wird manchem deutschen »Hartz-IV-Empfänger« zumute sein, als ob ihn der Affe laust. Diese Ähnlichkeiten!
Der seit 2002 Wirklichkeit und Realität gewordene deutsche Sozialplan mit dem Namen eines Weißclowns aus den schwindelhaften VW-Werken in Wolfsburg war in den Kernkompetenzen also offenbar die Erfindung eines weißen Vaters in Washington Mitte des 19. Jahrhunderts?!

Zweifellos, Zustände in den US-Reservaten der »Anfangszeiten« vor runden 150 Jahren sind für deutsche »Hartz-IV-Empfänger« bis heute aktuell: sie dürfen die Stadt nicht ohne Genehmigung verlassen, Abhängigkeit, Sanktionen, sie gefügig zu machen.
Immerhin ist es soweit, dass das deutsche Verfassungsgericht nun nach 17 Jahren prüft, ob bei Widerständigkeit Einzelner Sanktionen, also Kürzungen des Existenzminimums, verfassungsmäßig seien.
Weit gebracht.

Man kann allerdings vermuten, dass weder die Sanktionen noch Hartz IV, die Mischung aus Preußischem Kulturgut und Büchners ”Woyzeck«, kaum grundsätzlicher in Frage gestellt werden können als durch die Wirklichkeit.
Da besteht offensichtlich eine traditionell übermächtige Binnennachfrage und Bereitschaft, strenge Zumessung durchzusetzen, eine Lust an Rationierung, rauem Ton und Repression und natürlich nach erbaulicher Armut.
Die Befriedigung dieser Nachfrage hat Vorrang, es entstanden Agenturen, Behörden, ein geradezu indutrieller Komplex, in denen Lust und Bereitschaft der Exekutive zu dienen sich nützlich macht, das Gute tut und sein Auskommen davon hat.
Wie sollte man das alles in allem heutzutage nennen?, unverwüstliche, systematische deutsche Gemütlichkeit?
Jede Entwürdigung wird der Ehre aufgerechnet.

Aber auch wenn die Beschreibung der Lebensbedingunge in den amerikanischen Reservaten während der »Anfangszeiten« verblüffend der Beschreibung derer unter dem Regime der Agenda »fordern und fördern« ähnelt (das bis heute für den christlichen wie den protestantischen Sozialismus alternativlos ist, weil es weder den einen, noch den andern weder für Arbeitslose, noch für Indianer gibt), dann haben die Indianer dennoch großes Glück, dass sie nicht hier in Deutschland ihre Ansprüche stellen vonwegen Ureinwohner und Sonderrechte.

Das gäbe einen knappen Prozess mit dem Bescheid, dass es hier keine Ureinwohner, sondern nur Eingewanderte gibt.
Mögen Vorfahren an den Kreuzzügen teilgenommen haben, ihre Vorfahren kamen auch von irgendwo her, denn die Neanderthaler, mögliche Urahnen, sind ausgestorben, wären sies nicht, wären sie wohl zugewanderte Australopithecusse gewesen, und darauf zu bestehen, schließlich doch von Adam und Eva abzustammen – die bekanntlich in die prekäre Welt eingewandert sind aus dem Paradies. Und Indianer sind schließlich aus Indien.
Es sollen alle gleich sein, gleich frei unter dem Grundgesetz sowie den allgemeinen Menschenrechten als Maß für die Bemessung der gewährten Rationen für alle davon Abhängigen. Von daher, bitteschön, sind Sonderrechte sogar völlig überflüssig.
Reservate nur noch für den Schutz der letzten Wildtiere.
Wäre Deutschland von heute die USA von damals, hätte es keine Reservate und keine Extrawürste gegeben. Es wird sich integriert wie wir Einwanderer alle es müssen.

Auch die deutschen Einwanderer in die USA zu den Anfangszeiten haben sich selbstverständlich integriert:

»Im Minnesota der 50er- und 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts folgten dagegen auch die Deutschen der Politik des „Vertreibens oder Ausrottens“. Sie vertrieben die bettelnden Indianer und versorgten sie höchstens mit Schnaps, was die Moral der Indianer weiter erodierte. Diese nannten die Deutschstämmigen daher „iya-sica“ (Schlechtsprecher)« (WELT)

Ja, der Hass. Damals wie heute. Und er musste auch damals mit allen gebräuchlichen Mitteln bekämpft werden:

»Im folgenden Frühjahr wurden 1300 überlebende Indianer in eine ungesunde Einöde am Missouri deportiert, wo sie kaum den Winter überlebten. Neu-Ulm (deutsche Siedlung) aber entwickelte sich zu einem blühenden Gemeinwesen. 1887 wurde feierlich ein Denkmal zu Ehren des Cheruskers Hermann eingeweiht, das auch in den Weiten Amerikas an den Sieg der Germanen über die Römer im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Wald erinnern sollte. In diesem Fall sollte ein Sieg über die Ureinwohner des Landes die Treue der Migranten zu ihrem neuen Vaterland dokumentieren. So können sich Geschichtsbilder verbiegen.«

Nun ja. Man darf immerhin gespannt sein, ob die Migranten von heute ihre Treue zu ihrem neuen Vaterland irgendwann auf ähnliche Weise dokumentieren werden.
Wir modernen deutschen Ureinwanderer haben da allerdings wenig zu befürchten, denn wir sind kulturell anpassungsfähig, moralisch flexibel, auch im Glauben, und sind zudem leicht zu begeistern für das Unabwendbare.
Nur Völker mit starken Kulturen, die wenig oder gar nicht anpassungsfähig sind, falschen Stolz bewahren, renitent werden, womöglich hassen, Widerstand leisten gegen eine Übermacht, nur diese werden ausgerottet oder dezimiert, manövrieren sich ins Abseits. Das haben die Indianer auf dem gesamten amerikanischen Kontinent bereits hinter sich samt aussichtslosem Kampf um Freiheit.

In den Anfangszeiten in einer Reservation zu leben war vielleicht kein Spaß, wenn man als Indianer bedenkt, was man einmal gehabt, besonders, was man verloren hat.
Aber die Welt verändert sich alternativlos zum Besseren, Größeren, Bedeutenderen, Unsinkbaren, nach ihrem Recht und Gesetz rückt sie immer enger zusammen, bis der freie bleierne Weltbürger en masse aus dem Schmelztigel steigt, und so erscheint in einem Reservat zu leben heute gar nicht mehr allzu schlecht, besonders, weil auch die feinen Leute die Annehmlichkeiten eines Lebens in Reservaten entdeckt haben.
Die Zeiten, in denen Reservate für Indianer eine gute Lösung schien, sind längst vorüber, unmöglich geworden, nicht mehr durchzusetzen gegen die Freiheit des Individuums und die Gleichheit usw.

»Rund 80 % des Reservatslandes sind, trotz der Parzellierungspolitik um 1900, im Besitz der Stammesregierung. Der jeweilige Stamm vergibt seinen Mitgliedern Nutzungsrechte. Diese Handhabung repräsentiert das traditionelle Kollektivsystem der Indianer. Je nach Reservat gibt es jedoch recht hohen Individualbesitz, so zum Beispiel in der Ridge Pine Reservation der Lakota oder der Crow Reservation, wo der Individualbesitz zwischen 60 und 85 % liegt. Im Osage-Reservat liegt er sogar beinahe bei hundert Prozent. Das meiste Land wird treuhänderisch vom BIA verwaltet. Aufgrund des Sonderstatus der Indianer zahlen individuelle Landbesitzer keine Grundsteuern.
Da die Parzellen zu klein für Selbstversorgung sind und ohnehin oft wenig Interesse an der Landwirtschaft besteht, bedeutet die Verpachtung die einzige Ertragsmöglichkeit. 1984 waren 13,6 % des Reservatslandes verpachtet. Heute ist ein großer Teil des Reservatslandes in den Händen Weißer. In der Crow Reservation ist beispielsweise ein Viertel des Landes im Besitz Weißer sowie 65 % an Agrarunternehmen verpachtet.
Allerdings lebt nur rund die Hälfte der 5,2 Millionen Indianer in den 310 Reservaten, sie gelten als Ghettos. Was heißt das, dass ein Reservat „souverän“ ist? Die US-Regierung hat bestimmte Bedingungen gestellt: Die Stämme dürfen etwa keine Armee gründen oder eine eigene Währung einführen. Kapitalverbrechen wie Mord müssen vom FBI untersucht werden. Dafür erhalten Indianer neben der Zugehörigkeit zu ihrer eigenen „Nation“ automatisch die amerikanische Staatsbürgerschaft (umgekehrt aber nicht).
Stellen Sie sich vor: Die Sorben oder gar die Türken in Deutschland erhalten 2,3 Prozent des Territoriums (die Reservate umfassen 22,6 Millionen Hektar) und dürfen dort eigene Grenzen errichten und Gesetze ausrufen – die Scharia zum Beispiel. Zugleich genießen sie alle Rechte deutscher Staatsbürger.«

Siehste! Unvorstellbar. Reservate, Ghettos. Keine Grundsteuern!
Wie es in USA zur Einrichtung der Reservate kommen konnte, scheint nur als Notlösung im Chaos dieser Zeit verständlich. Und jetzt sollen sie froh sein, dass es nicht Sorben oder gar Türken waren, mit denen man es zu tun hatte, sondern Indianer?
Aber es gibt sie in den USA nunmal, die Reservate. Was ist aus ihnen geworden?

»Spannend wurde es in den 1980er Jahren, als die Stämme entdeckten, dass sie Gesetze erlassen können, die im übrigen Amerika nicht gelten. Deshalb gibt es beispielsweise in den Reservaten so viele „Smoke Shops“, die stinknormale Zigaretten verkaufen. Rauchen Indianer etwa mehr als andere? Nein: Viele Stämme haben ihre Tabaksteuer absichtlich so niedrig gesetzt, dass sie Zigaretten an Weiße der benachbarten Ortschaften deutlich billiger verkaufen können. Sie verdienen damit ein Vermögen.
Doch das ist nichts gegen die Entdeckung des Glücksspiels, das in Amerika ansonsten streng reguliert oder gar verboten ist. Inzwischen betreiben rund 240 Indianerstämme etwa 460 Kasinos, die allermeisten mit gigantischem Erfolg. Die Rede ist nicht von irgendwelchen schmuddeligen Spielhallen, sondern von riesigen funkelnden Hotels mit Restaurants, Theatern und Spas.
Je nachdem, wie gut der Deal ist, den die Indianer mit den Investoren schließen (die das Kapital und Know-how mitbringen), können diese Kasinos Milliarden abwerfen. Es gibt Stämme, die jährlich jedem ihrer Mitglieder eine Million Dollar zukommen lassen – bei fast hundertprozentiger Arbeitslosigkeit. Reservate ohne Kasinos leiden dagegen oft immer noch unter starker Armut – das sind eben die, die zu weit weg von den weißen Städten liegen.
Wenn es nicht so politisch inkorrekt wäre, würde ich dennoch glatt behaupten, dass die Indianer heute zu den reichsten Minderheiten der USA gehören. Allein deshalb dürfte die Frage, wo die Grenzen ihrer Souveränität verlaufen, die Gerichte und die Politik wohl noch lange beschäftigen.« (Eric T. Hansen)

Die Sozialpolitik, die Arbeitsplätze schafft, scheint wirklich die beste zu sein. Die, die Arbeitslosen vom eigenen Stamm eine Million Dollar pro Jahr zukommen lässt, erlöst aus dem monströsen Überfluss des Überflüssigsten, das es in der Welt gibt, das ist die schlechteste Sozialpolitik.

Das hat der Deutschlandfunk leider glatt verschwiegen.
Er hatte allerdings abzuwägen zwischen der Pflicht, Trump, die Folgen seines Shutdowns für die Ureinwohner in den Reservationen, für die Schwächsten einer ohnehin tief gespaltenen Gesellschaft, anzuprangern oder den Sozialbetrug.
Die Überlegung, für bestimmte Einwanderer Reservate nach amerikanischem Vorbild einzurichten, damit man sieht, wie sie leben wollen und sich ihr jäher Reichtum erklären lässt, hat er auch nicht angestellt.
Es ist nicht mehr nötig.

(Beitrag 359)

Nachrichtensperre

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Ist etwas interessanter als ein Dacheinsturz aufgrund der Schneeniederschläge in Oberammergau? Oder toppt irgend eine andere Meldung den Nachrichtenblock mehr als ein Sportunfall in Sölden aufgrund einer Lawine? Angesichts der Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen muss die Frage verneint werden. Gebirgsjodler, die sonst nie im Fokus der Öffentlichkeit stünden, berichten, wie sie und wann sie etwas gesehen haben und dass das alles Wahnsinn sei. Mit der letzten Bemerkung haben sie allerdings recht. Nicht, weil die Natur so zurückschlägt, sondern weil der Aufwand der Berichterstattung nur noch einzahlt auf das Konto der Verdunkelung. 

Im benachbarten Frankreich spielt sich das eigentlich Drama ab. Davon wird herzlich wenig berichtet. Der Grund dafür ist einfach: sollte die Massenbewegung, die sich dort unter der Chiffre Gelbwesten einen Namen gemacht hat, um sich greifen, gar nach Deutschland greifen, dann ist sehr schnell Schluss mit dem Projekt Europa, so wie es sich die Exportweltmeister vorstellen. Denn…

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