Der Shutdown ist beendet, die einen darbten, den egalisierten deutschen Medien brachte er reelles Futter und Care, so ist die Welt.
Gott und Trump sei Dank kommt aber immer wieder aus Amerika was herüber, das von der Erdscheibe Abgegessenes ersetzt – man hätte sonst kaum etwas als das aus der Hand, die einen füttert, und ganz von selbstgefälligem Opportunismus kann man auch nicht leben, es ist eine Schande.
Was aus Amerika kommt, kommt allerdings selten oder gar nicht aus den Indianer-Reservaten.
Während des Shutdowns aber drang aus diesen Reservaten via Deutschlandfunk in einfachen Bericht verpackt mal was durch, das geeignet schien, beim deutschen Verbrauchertum Empörung zu wirken, denn die allgemeine Empörung über Trump mit dem Shutdown zu pflegen und zu erhalten ist gar nicht zu vermeiden gewesen, unerlässlich für die Kompensation aller Eventualitäten nach Blick ins eigene Kontor hinter Balken und Brett hervor.
Neben anderen wichtigen Empörungen hat die über Trump alles, um andere Schmerzen leichthin überdeckend chronisch, ja, resistent zu werden und über den eigenen Schatten jenen Schatten zu werfen, den man selbst nicht mehr überspringen muss und könnte.
Die Empörung der Germans, der Phantomschmerz in ihrer amputierten Überlegenheit muss immer neue Nahrung bekommen, und so fühlte der Deutschlandfunk als führendes Medium die Pflicht, sie diesmal wie auf Butterfahrt ins Blaue medial über den Dorfteich direkt hinunter zu den am Shutdown-Syndrom Leidenden in die amerikanischen Reservate zu führen.
Wer da aber ohne Emotion und Empörung über Trump und Shutdown dabei war, der erfuhr Erstaunliches und Relevantes – dank dem Shutdown (manches hat doch noch sein Gutes, obwohl die Dualität schon kopflos vor der Alternativlosigkeit geflohen scheint).
Man bekam also zu hören, dass der amerikanische Staat die Indianer-Reservate, so sei es vertraglich festgelegt, mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen habe und zwar ausschließlich mittels staatseigener Lastwagen.
Einem Bericht, wonach wegen des Shutdowns (wegen Trump) auch die Versorgung der Indianer-Reservate ausgesetzt sei, da die staatlichen Lastwagen, mit denen sie erfolgen müsse, nun stillstehen, diesen Bericht anzunehmen und zu bringen konnte der Deutschlandfunk offenbar nicht widerstehen.
Indianer ohne Versorgung wegen des Shutdown – diese neuerliche abscheuliche Folge von Trumps Politik, dieses Ding konnte der Deutschlandfunk offenbar keine Stunde für Recherche zurückhalten.
Trump, die Wespe, an der die Früchte nagen, hat den aktuellen Shutdown zwar ausgelöst und am längsten durchgehalten – erfunden hat er ihn nicht (der erste datiert 1976 unter Präsident Gerald Ford, Demokrat), und dass er oder irgendeiner der US-Prädidenten, die je einen Shutdown auslösten, einschließlich Obama, die Nichterfüllung von Versorgungs-Verträgen mit den Reservat-Indianern in bedeutenderem Umfang dadurch verursacht haben, das geht – um es vorweg zu sagen – auf eine deutsche Erfindung Trumps zurück: den fake news.
Die deutschen Verbraucher, an fake news bei Trump inzwischen gewöhnt, sind in all dem »Brexit-Chaos« nach der »Winter-Katastrophe« momentan natürlich dankbar für jedes bisschen heiße Luft, aus welchem Fön auch immer, und bei dem, was sie bei Laune hält, nicht wählerisch.
Wer sich allerdings die Mühe machte, die Verträge der US-Regierung mit den Indianern zu suchen, für den wurde es auf Wikipedia höchstens lauwarm:
»In Kanada übertrugen formal zahlreiche Stämme dem Königreich England per Vertrag ihre einstigen Ländereien (vor allem zwischen 1867 und 1923). Stattdessen erhielten sie viel kleinere, handelbare Grundstücke. Ebenfalls im Vertrag festgeschrieben war die Höhe der Essensrationen, welche die Indianer als Ausgleich auf ewige Zeiten erhalten sollten, und die finanzielle Entschädigung, die etwa bei zwölf Dollar pro Person lag. Häuptlinge erhalten zusätzlich pro Jahr ca. 25 Dollar. Zusätzlich verpflichtete sich die kanadische Regierung, für Bildung und Gesundheitsversorgung der Reservatsindianer zu sorgen. Fisch- und Jagdrechte wurden ihnen teilweise weiterhin gewährt. Es gab viele verschiedene Verträge mit sehr unterschiedlichen Bedingungen und manche Gruppen argumentieren heute, die Seite der Ureinwohner sei nicht zum Abschluss dieser Verträge legitimiert gewesen.« (weil Land für Indianer Gottes eigenes ist und darum keine Handelsware sein kann).
In Kanada also, und was man da liest, wirkt vergleichsweise erstaunlich sozialdemokratisch links.
Alles intensive Weitersuchen nach in den USA vom Staat in ähnlicher Weise versorgten Reservaten blieben ergebnislos.
Auf der kalten Spur wurde es aber doch noch heiß:
»Autoren beschreiben die Reservate zu ihren Anfangszeiten als Gefangenenlager, welche die Indianer nur mit Erlaubnis verlassen durften. Das eingeschränkte Reservatsleben machte den Indianern ihre Selbstversorgungswirtschaft unmöglich. Sie waren abhängig von Lebensmittelrationen, die von den Regierungsvertretern als Druckmittel verwendet wurden. Zeigten sich einzelne Indianer widerständig, wurde ihnen die Lebensmittelration vorenthalten, so dass den Indianern nichts anderes übrig blieb, als sich zu fügen.« (Wikipedia)
Das lesend wird manchem deutschen »Hartz-IV-Empfänger« zumute sein, als ob ihn der Affe laust. Diese Ähnlichkeiten!
Der seit 2002 Wirklichkeit und Realität gewordene deutsche Sozialplan mit dem Namen eines Weißclowns aus den schwindelhaften VW-Werken in Wolfsburg war in den Kernkompetenzen also offenbar die Erfindung eines weißen Vaters in Washington Mitte des 19. Jahrhunderts?!
Zweifellos, Zustände in den US-Reservaten der »Anfangszeiten« vor runden 150 Jahren sind für deutsche »Hartz-IV-Empfänger« bis heute aktuell: sie dürfen die Stadt nicht ohne Genehmigung verlassen, Abhängigkeit, Sanktionen, sie gefügig zu machen.
Immerhin ist es soweit, dass das deutsche Verfassungsgericht nun nach 17 Jahren prüft, ob bei Widerständigkeit Einzelner Sanktionen, also Kürzungen des Existenzminimums, verfassungsmäßig seien.
Weit gebracht.
Man kann allerdings vermuten, dass weder die Sanktionen noch Hartz IV, die Mischung aus Preußischem Kulturgut und Büchners ”Woyzeck«, kaum grundsätzlicher in Frage gestellt werden können als durch die Wirklichkeit.
Da besteht offensichtlich eine traditionell übermächtige Binnennachfrage und Bereitschaft, strenge Zumessung durchzusetzen, eine Lust an Rationierung, rauem Ton und Repression und natürlich nach erbaulicher Armut.
Die Befriedigung dieser Nachfrage hat Vorrang, es entstanden Agenturen, Behörden, ein geradezu indutrieller Komplex, in denen Lust und Bereitschaft der Exekutive zu dienen sich nützlich macht, das Gute tut und sein Auskommen davon hat.
Wie sollte man das alles in allem heutzutage nennen?, unverwüstliche, systematische deutsche Gemütlichkeit?
Jede Entwürdigung wird der Ehre aufgerechnet.
Aber auch wenn die Beschreibung der Lebensbedingunge in den amerikanischen Reservaten während der »Anfangszeiten« verblüffend der Beschreibung derer unter dem Regime der Agenda »fordern und fördern« ähnelt (das bis heute für den christlichen wie den protestantischen Sozialismus alternativlos ist, weil es weder den einen, noch den andern weder für Arbeitslose, noch für Indianer gibt), dann haben die Indianer dennoch großes Glück, dass sie nicht hier in Deutschland ihre Ansprüche stellen vonwegen Ureinwohner und Sonderrechte.
Das gäbe einen knappen Prozess mit dem Bescheid, dass es hier keine Ureinwohner, sondern nur Eingewanderte gibt.
Mögen Vorfahren an den Kreuzzügen teilgenommen haben, ihre Vorfahren kamen auch von irgendwo her, denn die Neanderthaler, mögliche Urahnen, sind ausgestorben, wären sies nicht, wären sie wohl zugewanderte Australopithecusse gewesen, und darauf zu bestehen, schließlich doch von Adam und Eva abzustammen – die bekanntlich in die prekäre Welt eingewandert sind aus dem Paradies. Und Indianer sind schließlich aus Indien.
Es sollen alle gleich sein, gleich frei unter dem Grundgesetz sowie den allgemeinen Menschenrechten als Maß für die Bemessung der gewährten Rationen für alle davon Abhängigen. Von daher, bitteschön, sind Sonderrechte sogar völlig überflüssig.
Reservate nur noch für den Schutz der letzten Wildtiere.
Wäre Deutschland von heute die USA von damals, hätte es keine Reservate und keine Extrawürste gegeben. Es wird sich integriert wie wir Einwanderer alle es müssen.
Auch die deutschen Einwanderer in die USA zu den Anfangszeiten haben sich selbstverständlich integriert:
»Im Minnesota der 50er- und 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts folgten dagegen auch die Deutschen der Politik des „Vertreibens oder Ausrottens“. Sie vertrieben die bettelnden Indianer und versorgten sie höchstens mit Schnaps, was die Moral der Indianer weiter erodierte. Diese nannten die Deutschstämmigen daher „iya-sica“ (Schlechtsprecher)« (WELT)
Ja, der Hass. Damals wie heute. Und er musste auch damals mit allen gebräuchlichen Mitteln bekämpft werden:
»Im folgenden Frühjahr wurden 1300 überlebende Indianer in eine ungesunde Einöde am Missouri deportiert, wo sie kaum den Winter überlebten. Neu-Ulm (deutsche Siedlung) aber entwickelte sich zu einem blühenden Gemeinwesen. 1887 wurde feierlich ein Denkmal zu Ehren des Cheruskers Hermann eingeweiht, das auch in den Weiten Amerikas an den Sieg der Germanen über die Römer im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Wald erinnern sollte. In diesem Fall sollte ein Sieg über die Ureinwohner des Landes die Treue der Migranten zu ihrem neuen Vaterland dokumentieren. So können sich Geschichtsbilder verbiegen.«
Nun ja. Man darf immerhin gespannt sein, ob die Migranten von heute ihre Treue zu ihrem neuen Vaterland irgendwann auf ähnliche Weise dokumentieren werden.
Wir modernen deutschen Ureinwanderer haben da allerdings wenig zu befürchten, denn wir sind kulturell anpassungsfähig, moralisch flexibel, auch im Glauben, und sind zudem leicht zu begeistern für das Unabwendbare.
Nur Völker mit starken Kulturen, die wenig oder gar nicht anpassungsfähig sind, falschen Stolz bewahren, renitent werden, womöglich hassen, Widerstand leisten gegen eine Übermacht, nur diese werden ausgerottet oder dezimiert, manövrieren sich ins Abseits. Das haben die Indianer auf dem gesamten amerikanischen Kontinent bereits hinter sich samt aussichtslosem Kampf um Freiheit.
In den Anfangszeiten in einer Reservation zu leben war vielleicht kein Spaß, wenn man als Indianer bedenkt, was man einmal gehabt, besonders, was man verloren hat.
Aber die Welt verändert sich alternativlos zum Besseren, Größeren, Bedeutenderen, Unsinkbaren, nach ihrem Recht und Gesetz rückt sie immer enger zusammen, bis der freie bleierne Weltbürger en masse aus dem Schmelztigel steigt, und so erscheint in einem Reservat zu leben heute gar nicht mehr allzu schlecht, besonders, weil auch die feinen Leute die Annehmlichkeiten eines Lebens in Reservaten entdeckt haben.
Die Zeiten, in denen Reservate für Indianer eine gute Lösung schien, sind längst vorüber, unmöglich geworden, nicht mehr durchzusetzen gegen die Freiheit des Individuums und die Gleichheit usw.
»Rund 80 % des Reservatslandes sind, trotz der Parzellierungspolitik um 1900, im Besitz der Stammesregierung. Der jeweilige Stamm vergibt seinen Mitgliedern Nutzungsrechte. Diese Handhabung repräsentiert das traditionelle Kollektivsystem der Indianer. Je nach Reservat gibt es jedoch recht hohen Individualbesitz, so zum Beispiel in der Ridge Pine Reservation der Lakota oder der Crow Reservation, wo der Individualbesitz zwischen 60 und 85 % liegt. Im Osage-Reservat liegt er sogar beinahe bei hundert Prozent. Das meiste Land wird treuhänderisch vom BIA verwaltet. Aufgrund des Sonderstatus der Indianer zahlen individuelle Landbesitzer keine Grundsteuern.
Da die Parzellen zu klein für Selbstversorgung sind und ohnehin oft wenig Interesse an der Landwirtschaft besteht, bedeutet die Verpachtung die einzige Ertragsmöglichkeit. 1984 waren 13,6 % des Reservatslandes verpachtet. Heute ist ein großer Teil des Reservatslandes in den Händen Weißer. In der Crow Reservation ist beispielsweise ein Viertel des Landes im Besitz Weißer sowie 65 % an Agrarunternehmen verpachtet.
Allerdings lebt nur rund die Hälfte der 5,2 Millionen Indianer in den 310 Reservaten, sie gelten als Ghettos. Was heißt das, dass ein Reservat „souverän“ ist? Die US-Regierung hat bestimmte Bedingungen gestellt: Die Stämme dürfen etwa keine Armee gründen oder eine eigene Währung einführen. Kapitalverbrechen wie Mord müssen vom FBI untersucht werden. Dafür erhalten Indianer neben der Zugehörigkeit zu ihrer eigenen „Nation“ automatisch die amerikanische Staatsbürgerschaft (umgekehrt aber nicht).
Stellen Sie sich vor: Die Sorben oder gar die Türken in Deutschland erhalten 2,3 Prozent des Territoriums (die Reservate umfassen 22,6 Millionen Hektar) und dürfen dort eigene Grenzen errichten und Gesetze ausrufen – die Scharia zum Beispiel. Zugleich genießen sie alle Rechte deutscher Staatsbürger.«
Siehste! Unvorstellbar. Reservate, Ghettos. Keine Grundsteuern!
Wie es in USA zur Einrichtung der Reservate kommen konnte, scheint nur als Notlösung im Chaos dieser Zeit verständlich. Und jetzt sollen sie froh sein, dass es nicht Sorben oder gar Türken waren, mit denen man es zu tun hatte, sondern Indianer?
Aber es gibt sie in den USA nunmal, die Reservate. Was ist aus ihnen geworden?
»Spannend wurde es in den 1980er Jahren, als die Stämme entdeckten, dass sie Gesetze erlassen können, die im übrigen Amerika nicht gelten. Deshalb gibt es beispielsweise in den Reservaten so viele „Smoke Shops“, die stinknormale Zigaretten verkaufen. Rauchen Indianer etwa mehr als andere? Nein: Viele Stämme haben ihre Tabaksteuer absichtlich so niedrig gesetzt, dass sie Zigaretten an Weiße der benachbarten Ortschaften deutlich billiger verkaufen können. Sie verdienen damit ein Vermögen.
Doch das ist nichts gegen die Entdeckung des Glücksspiels, das in Amerika ansonsten streng reguliert oder gar verboten ist. Inzwischen betreiben rund 240 Indianerstämme etwa 460 Kasinos, die allermeisten mit gigantischem Erfolg. Die Rede ist nicht von irgendwelchen schmuddeligen Spielhallen, sondern von riesigen funkelnden Hotels mit Restaurants, Theatern und Spas.
Je nachdem, wie gut der Deal ist, den die Indianer mit den Investoren schließen (die das Kapital und Know-how mitbringen), können diese Kasinos Milliarden abwerfen. Es gibt Stämme, die jährlich jedem ihrer Mitglieder eine Million Dollar zukommen lassen – bei fast hundertprozentiger Arbeitslosigkeit. Reservate ohne Kasinos leiden dagegen oft immer noch unter starker Armut – das sind eben die, die zu weit weg von den weißen Städten liegen.
Wenn es nicht so politisch inkorrekt wäre, würde ich dennoch glatt behaupten, dass die Indianer heute zu den reichsten Minderheiten der USA gehören. Allein deshalb dürfte die Frage, wo die Grenzen ihrer Souveränität verlaufen, die Gerichte und die Politik wohl noch lange beschäftigen.« (Eric T. Hansen)
Die Sozialpolitik, die Arbeitsplätze schafft, scheint wirklich die beste zu sein. Die, die Arbeitslosen vom eigenen Stamm eine Million Dollar pro Jahr zukommen lässt, erlöst aus dem monströsen Überfluss des Überflüssigsten, das es in der Welt gibt, das ist die schlechteste Sozialpolitik.
Das hat der Deutschlandfunk leider glatt verschwiegen.
Er hatte allerdings abzuwägen zwischen der Pflicht, Trump, die Folgen seines Shutdowns für die Ureinwohner in den Reservationen, für die Schwächsten einer ohnehin tief gespaltenen Gesellschaft, anzuprangern oder den Sozialbetrug.
Die Überlegung, für bestimmte Einwanderer Reservate nach amerikanischem Vorbild einzurichten, damit man sieht, wie sie leben wollen und sich ihr jäher Reichtum erklären lässt, hat er auch nicht angestellt.
Es ist nicht mehr nötig.
(Beitrag 359)
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